Samstag, 28. Dezember 2013

18. HITZE!!!

ES IST SO UNGLAUBLICH HEIß! Nein wirklich, Kleidung und Bettwäsche sind dauernass, da man einfach nicht aufhört, zu schwitzen. Zum Glück habe ich aber nur noch einen Arbeitstag vor mir, danach ist Strand, Sonne, Entspannen und Urlaub angesagt!
Einige vergangene Tage kamen dieser Beschreibung auch schon recht nahe:

Zum Beispiel der Abschlussausflug mit den Jugendlichen nach Colonia del Sacramento, einer wunderschönen Stadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Das Programm bestand aus Strand und Sightseeingtour und der Tag war wegen der tollen Gruppe unbeschreiblich schön. Mehr könnt ihr den folgenden Bildern entnehmen...


Die Kamera ist beim Selbst-auslösen leider umgefallen, deswegen der leicht seltsame Winkel...

Arbeitskollegen

Mit Daniela, eine super Arbeitskollegin, mit der ich zum Beispiel auch in den Urlaub fahren werde.





Ein kleines Ratespiel, damit ihr erfahrt, welcher Tag sich auch noch so richtig nach Urlaub angefühlt hat.
So, wie ich diesen Tag hier verbracht habe, habe ich den Tag noch nie in Deutschland verbracht. Mittags Strand, abends Asado bei der Familie meiner Chefin, um 24 Uhr Feuerwerk, um 2 Uhr ein erlösender Sprung ins kalte Wasser des Swimmingpools meiner Chefin, erst um 6 Uhr morgens das Bett aufgesucht, am nächsten Tag nochmals gut Asado gegessen und viele weitere Stunden im Wasser. Was gefehlt hat waren: Kerzen, Schnee, besinnliche Stimmung, Weihnachtslieder, der obligatorische Gottesdienst, das traute Beisammensein mit der Familie, die Plätzchen, die Vorweihnachtsstimmung, eigentlich alles, was diesen 24. Dezember sonst so ausmacht. Wirklich vermisst habe ich aber nichts, schließlich hatte ich hier nicht einmal den kleinsten Hauch von Weihnachtsfeeling. Und es hat auch was, Weihnachten im Sommer zu feiern, gefällt mir gut! Hier noch Beweisfotos:


Dienstag, 24. Dezember 2013

17. FROHE WEIHNACHTEN

Hallihallo, nach einer Ewigkeit kommt mal wieder ein Lebenszeichen von mir. Es tut mir wirklich leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe, aber in aller Kürze kommt eine Zusammenfassung, weshalb der Eintrag so lange auf sich hat warten lassen:

1.       Grund für den späten Eintrag
Hier ist Sommer!!! Und 30°C verbringt man nun wirklich nicht zuhause am PC, sondern viel lieber an den vielen schönen Stränden in und um Montevideo.

2.       Grund für den späten Eintrag
Nicht nur das Kalender- sondern auch das Schul- und Arbeitsjahr gehen hier zu Ende. Das bedeutete viel Arbeit mit Evaluationen des vergangenen Jahres, Planung des neuen Jahres, Aufräumen der Obra, Planung des Sommerprogramms, etc… Dazu kamen dann noch sämtliche Abschlussfestlichkeiten wie Ausflüge, Essen, Feiern, Feste und und und. Mit der Arbeit war ich demnach gut ausgelastet die letzten Wochen.

3.       Grund für den späten Eintrag
Am 21. Dezember hatte ich eine große Tanzvorstellung mit meiner Tanzschule. Vor rund 800 Leuten haben wir Salsa, Bachata, Merengue, Reggaeton, Contemporaneo und vieles mehr zum Besten gegeben. Im Vorhinein bedeutete dies viele Proben und Zusatztermine, was die Zeit für das Blogschreiben deutlich reduziert hat.

Die Hauptgründe wären nun genannt. Es liegt also nicht daran, dass mich das lateinamerikanische Leben verschluckt hat, ich im Meer ertrunken bin oder mir Sonstiges passiert ist. Es liegt ganz einfach daran, dass ich genieße und es mir gut geht.

An dieser Stelle bleibt mir wohl nur noch übrig, euch allen frohe und besinnliche Weihnachten zu wünschen! Genießt die Zeit mit der Familie, nutzt die Tage, um etwas Kraft zu schöpfen, lasst euch das leckere Essen wohlbekommen, lasst euch reich beschenken und denkt mit Neid daran, dass ich dieses Jahr Weihnachten am Strand bei 35°C verbringen werde und es in wenigen Tagen für mich nach Brasilien geht.


(PS: Wenn der nächste Eintrag nun wieder etwas länger braucht, um zu erscheinen, liegt das diesmal daran, dass ich mich für fast drei Wochen in den Urlaub nach Florianopolis, einer Insel Brasiliens, verabschiede…)

Dienstag, 19. November 2013

16. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!

Ich habe es tatsächlich vollbracht! Nach Wochen des Versprechens kommen hier endlich mal einige Fotos aus Montevideo! Ich hab es schon gut getroffen mit meiner Stadt, oder? ;-)

Die Ramblas







Ein Wahrzeichen Montevideos - die Artigas-Statue

Plaza Independencia


Teatro Solis



Lichtspiele an der Rambla






Dienstag, 12. November 2013

15. Du fühlst dich als Uruguaya, wenn...

Du fühlst dich als Uruguaya,...

… wenn du, um wach zu werden, nicht nach einem Kaffee sondern nach einem Mate fragst.

… wenn du die vielen Yerba-Sorten (das Teekraut für den Mate) am Geschmack erkennst und sie unterscheiden kannst.

… wenn du dich kein bisschen unter Stress gesetzt fühlst, wenn du um 16.00 Uhr bei einer wichtigen Verabredung sein solltest, aber erst um 16.15 Uhr die 40-minütige Fahrt antrittst. Zu-spät-kommen gehört hier schon fast zum guten Ton.

… wenn du die Choreos sämtlicher „Chocoloate“-lieder mittanzen kannst. Zum Verständnis: Chocolate ist eine uruguayanische Band, die zwischen 2000 und 2003 mit eintönigen Gute-Laune-Liedern, ähnlich unserem DJ Ötzi, ihre größten Erfolge feierte. 

… wenn du die Haarfarbe, die in Deutschland als braun bezeichnet wird, mit blond betitelst.

… wenn dich der Anblick blonder beziehungsweise blauäugiger Menschen schon so erstaunt, dass du den Blick gar nicht abwenden kannst und sie neugierig beobachtest.

… wenn du vom reinen Sprachlaut eines spanisch-sprechenden Menschen schon auf seine Herkunft schließen kannst. (An dieser Stelle möchte ich dezent darauf hinweisen, dass dieser Satz eine unüberwindbare Herausforderung für jeden Latino wäre – so viele „sch“-Laute bietet wirklich nur die deutsche Sprache.)

… wenn dir 22.00 Uhr zu früh erscheint, um zu Abend zu essen.

… wenn 20°C es immer noch nicht wert sind, die Jacke auszuziehen.

… wenn du landestypische Ausdrücke kennst und sie gelegentlich in eigene Sätze einbaust. Typische Schimpfwörter machen dabei, mit Verlaub, den größten Teil des Repertoires aus.

… wenn du schon viele Asados gegessen hast.

… wenn du die vielen Regeln des Matezubereitens kennst und ihn fachmännisch herumreichst, aufgießt und umschichtest.

… wenn du bei „desfiles“ mitgetanzt hast. Ähnlich unseren Karnevalsumzügen sind dies Gruppen von Trommlern und Tänzerinnen, die den landestypischen Candombe zum Besten geben.



Mit diesen Worten: Liebe Grüße ins kalte Deutschland!

Eure Uruguay-Julia

Dienstag, 29. Oktober 2013

14. Einfach nur so...

Aus purer Langeweile einerseits und Schaffensfreude andererseits könnt ihr hier einfach nur ein paar Fetzen lesen. 

Ein Versprechen, das ich geben und halten werde:
Irgendwann kommen Bilder von Montevideo.

Ein Versprechen, das ich gegeben habe und nicht einhalten kann:
Bald Fotos von Montevideo hochzustellen. Habe blöderweise meine SD-Karte verloren... mit den Bildern...

Großes Pech:
Jemand aus meiner WG hat sich gestern Nacht den Finger abgeschlagen während der Arbeit. Die Maschine hat leider nicht stoppen wollen, mit 10 Tonnen Gewicht einzuschlagen, als der Finger auf einmal unter der Stanze war.

Großes Glück:
Eigentlich alles hier.

Witzigste Situation heute:
Wir waren heute mit den Kindern in einem Park. Um kostenlos mit dem Bus fahren zu können, müssen die Kinder einfach nur ihre weiße Tunika und ihre blaue Halsschleife tragen, die an einem Gummiband befestigt ist. Heute kam dann eben ein Junge völlig verzweifelt zu uns und meinte, er fände sein Gummiband nicht mehr. Witzigerweise hat er aber die ganze Zeit mit dem Band um den Hals gespielt, was ihm so gar nicht aufgefallen ist. Als er sich dessen bewusst geworden ist, war der perplexe Gesichtsausdruck einfach nur göttlich!


Schönstes Gefühl heute:
Draußen sitzen, mit Freunden lachen und sich die Sonne auf die Haut strahlen lassen.

Größte Vorfreude:
Die Urlaubspläne nehmen immer mehr Gestalt an. Es geht nach Brasilien, genauere Informationen folgen...

Neues Wissen:
In Uruguay werden am 29. jeden Monats immer Gnocchis gegessen. So auch heute.

Unnötige Information:
Mein Mitbewohner hat heute die erste große, fliegende Kakerlake gesehen - ekelhaft!

Samstag, 26. Oktober 2013

13. Ich bin verstört...

Leute, ich hatte gerade ein ziemlich verstörendes Erlebnis. Ich war im Theater Solis, dem größten Theater Montevideos, um eine Tanzaufführung anzuschauen, die im Rahmen mehrerer Tanzdarstellungen zwischen August und November stattfindet. Das Projekt heißt Solo al Mediodia und bedeutet einfach nur, dass ein Tanzstudent ein ca. 40-minütiges Programm bietet.
Bin also voller Erwartungen hin und war schon leicht irritiert, als es nichts gab, wo hätte Musik entstehen können. Weder Anlage noch Band oder dergleichen. Nun ja, dann ging es eben los. Ein junges Mädchen im Wintermantel, der über und über mit Tüten behangen war, sagt einfach nur: „Ich renne jetzt los!“ Und sie rennt. Immer im Kreis. Im gleichen Tempo. Ab und zu sagt sie etwas, für mich leider unverständlich, da ihr der Atem wohl gefehlt hat. Das Spannendste am Rennen war noch, dass es sie einmal fast hingelegt hätte…
Irgendwann sagt sie, sie wolle sich jetzt ausruhen. Das tut sie dann auch. Sie legt sich auf den Boden und präsentiert einfach nur einige Positionen, die strandtauglich anmuten. Dann zeiht sie die Tüten vom Mantel runter und hängt sie sich an die Hände. Eine Steigerung der Expressionsgewalt erfährt die Darbietung, als das Mädchen auf einmal anfängt, sich auszuziehen. Ohne Hände. Deswegen ein großer Kampf und eine lange Prozedur. Schlussendlich steht sie in Unterwäsche da und stülpt sich die Tüten über Gliedmaßen und Kopf, setzt sich hin und ist ruhig. Fertig.
Ich bin ehrlich gesagt etwas verstört: Was um Himmels Willen sollte das? Was sollte das ausdrücken? Habe ich irgendetwas verpasst? Klar, es war nicht unbedingt schlecht, weil die Darbietung auf jeden Fall zum Nachdenken und Grübeln anregen konnte und es sicherlich auch unermesslich viele Interpretationsmöglichkeiten gibt, die eben offen gelassen werden sollten. Möglicherweise sollte die Darbietung ein Spiegel unserer Welt sein. Ein Rennen, ein hastiges Ausruhen, kein Sich-Zeit-Nehmen für andere Dinge. Ein sich-Entblößen, seine Identität ablegen, sich verwundbar zeigen, um sich dann mit etwas einzukleiden, was keine Unterschiede zulässt: Plastik. Oder referieren die Tüten auf die Verschmutzung der Welt? Und damit unsere eigenen Fehler? Unser Verschmutzen der Welt?

Ich habe keine Ahnung und bin einfach nur verstört… 


Donnerstag, 24. Oktober 2013

12. Hola

Zurzeit sind die Wochenenden bei mir so schön ausgefüllt, dass der Blog ein wenig in Vergessenheit geriet. Im Grunde genommen weiß ich auch gar nicht so recht, wo ich anfangen soll, es ist schließlich schon wieder Einiges passiert. Um es mir und euch leichter zu machen, greife ich demnach auf die altbekannte Darstellungsweise der chronologischen Schilderung zurück, nicht ganz so spannend, aber effektiv:

An einem Wochenende Anfang Oktober, ich kann schon gar nicht mehr sagen, welches Datum es war, war ich mit den Leuten vom Club de Niños in Colonia Waldense, einem kleinen Dörfchen, das auch nur wenigen Einwohnern Herberge bietet und dies auch nur über die Sommermonate, da es im Winter außer einem eisigkalten aber schönen Strand und einem winzigkleinen Supermarkt nichts bietet. Im Sommer hingegen bietet es einen angenehm warmen und schönen Strand, weshalb der Besuch durchaus lohnenswert war. Zumal der Zusammenhalt in der Mannschaft enorm ist und sich alle eher als Freunde und nicht als Arbeitskollegen verstehen. Dementsprechend witzig ging es zu, insbesondere die Abende, die sich bis früh in die Morgenstunden zogen. Besonders erwähnenswert ist auch, dass wir innerhalb von 2 Tagen 3 Mal Asado gegessen haben! Aber so richtig Asado mit Massen an Fleisch, die wir uns als Deutsche einfach nicht vorstellen können.


Das darauffolgende Wochenende war ähnlich schön: Julian und ich erhielten Besuch einer deutschen Freiwilligen, die in Mercedes ihren Dienst leistet. Es war ein sehr schönes Wochenende, das natürlich vom typischen Touriprogramm geprägt war: Die berühmten Sehenswürdigkeiten anschauen, durch die Innenstadt schlendern, gut essen, shoppen, das Nachtleben genießen, Mate trinken, etc. Dabei kamen wir in den Genuss der lateinamerikanischen Sonne! Unglaublich aber wahr: Ich sitze jetzt zwar schon wieder im Winterpulli vor dem PC und traue mich nicht ohne Schal und Jacke aus dem Haus, aber an besagtem Wochenende wollte uns das Klima wohl reich beschenken und ließ die Sonne heiß herunterscheinen. Was mich immer noch fasziniert ist die Stärke der Sonne! Man merkt absolut, dass wir hier näher an der Sonne sind, denn schon eine Stunde in der Sonne hinterlässt farbenfrohe Grüße auf der Haut…

Hier habt ihr mal einen kleinen Einblick in unsere Küche. Sie ist wirklich nicht schön, aber sie bietet viel Platz und mit den richtigen Leuten ist es selbst dort gemütlich :-)

Von links nach rechts: Jennifer, die amerikanische Freiwillige, die mit mir im Projekt ist, Manu, uruguayanischer Student und Hannah, der deutsche Besuch

Hannah und mein deutscher Mitbewohner Julian

Samstags besuchte ich zudem ein weiteres Projekt im Barrio Borro, dem Viertel, in dem ich arbeite. Mir war rein theoretisch zwar immer bekannt, dass dies das ärmste Viertel Montevideos ist, doch fehlte mir immer ein tieferer Einblick in die Strukturen des Barrios – schließlich kannte ich nur den Weg des Busses, der die guten Straßen nutzt und mich direkt vor die Tür der Obra bringt. Mehr als dieses Stückchen des Barrios habe ich auch nie gesehen, da es sich auch einfach nicht anbietet, sich als Fremde alleine auf Erkundungstour zu begeben. An jenem Tag bin ich auf meine Bitte hin allerdings mit einer Sozialarbeiterin durch das Barrio gelaufen und habe das erste Mal Flecken gesehen, die mich ehrlich gesagt sehr erschrocken haben. Heruntergekommene Hütten, Wege, die kaum betretbar sind, da sie von Schlamm und Fäkalien verdreckt sind, Müllberge, die das gesamte Barrio unter sich zu begraben scheinen, Hunde, die nicht aufhören können, sich die Flöhe aus dem Fell zu kratzen und dann die Menschen, die ganz unterschiedlich auf die „Fremde“ reagieren: Skeptisch, argwöhnisch, stumm. Ich habe versucht, mit zwei Frauen zu reden, doch die Bereitschaft, sich darauf einzulassen, ließ zu wünschen übrig. Aber was will ich auch. Ich bin nun einmal die Fremde, die aus dem reichen Deutschland kommt, der es unermesslich gut geht und die am Ende des Tages in ein stabiles Haus zurückkehrt.

Ich möchte an dieser Stelle aber betonen, dass ich mir keinesfalls ein Urteil über die Menschen zumute und sie erst recht nicht als „böse“ Menschen darstellen möchte. Es war ein flüchtiger kurzer Einblick und wenn ich es mir so überlege: Ich glaube, ich würde genauso argwöhnisch schauen, wenn in meinem Viertel auf einmal jemand rumläuft, der so ganz anders ist als ich und alles akribisch inspiziert.

Was mich dafür sehr erfreut hat, ist das Verhältnis der Menschen zu der Sozialarbeiterin. Sie wurde immer gegrüßt und mit größtem Respekt behandelt. Denn schließlich konnte sie sich in langer Arbeit das Vertrauen verdienen und zeigen, dass ihr die Menschen wirklich am Herzen liegen und sie helfen will. Die Kinder sind freudestrahlend auf sie zugerannt, die Hausfrauen wollten das Bisschen an Essen, was sie haben, mit ihr teilen, die Männer nickten anerkennend.

Traurig ist an dieser ganzen Geschichte, dass so gut wie niemals jemand dieses Bild der Menschen des Barrios zu Gesicht bekommt. Vielmehr dominieren die stereotypen Bilder der bösen, kriminellen Schatten die Köpfe derjenigen, die nicht im Barrio wohnen und determinieren daher auch das gesamte Verhältnis der Gesellschaft zum Barrio. Die Montevideaner wissen wenig über das Barrio, haben mit keinem einzigen Bewohner jemals geredet, haben das Barrio nie betreten und haben Angst, es überhaupt zu besichtigen aber muten sich ein Urteil über das Leben, die Menschen, das Barrio zu. Mir wurde zudem erzählt, dass die Perspektiven, eine Arbeit außerhalb des Barrios zu finden, erheblich schwinden, sobald man anführt, man käme aus dem Barrio, was meistens dazu führt, dass die Menschen ihre Identität zu verbergen versuchen.

Es ist so unglaublich traurig, dass trotz der räumlichen Nähe so viel Unwissen und Distanz herrscht und den Menschen, in meinen Augen, einfach nur Unrecht getan wird, indem so über sie gedacht wird. Die Kinder und Jugendlichen, mit denen ich tagtäglich zu tun habe, sind nämlich so wahnsinnig toll und voller Lebensfreude und einfach nur ganz normale Kinder, die spielen, leben, lachen und lernen wollen.


Ich versuche, in nächster Zeit ein wenig über die Perspektiven der Kinder und Jugendlichen zu erfahren. Schließlich ist es ja auch ein Ziel des Projektes, ihnen Zukunftsperspektiven zu vermitteln und nicht nur Freizeitbeschäftigung zu sein. Denn im Moment muss ich gestehen, dass ich noch keine gute Antwort auf diese Frage gefunden habe.

PS: Ach, ich weiß ja, dass ich vor geraumer Zeit versprochen habe, Bilder von Montevideo hochzuladen und dass ich dies noch lauthals als number-one auf meiner to-do-liste angekündigt habe. Die Bilder habe ich schon längst gemacht, nur ist leider die SD-Karte seit Wochen im Umlauf und hat ihren Weg zu mir noch nicht zurück gefunden. Sobald dies geschehen ist, kommen aber mal wirklich FotosJ




Sonntag, 6. Oktober 2013

11. Besuch von ganz kleinen Gästen

Seit dieser Woche haben wir verstärkten Besuch von kleinen, ganz besonderen Gästen. Sie heißen Piojos (diejenigen, die Spanisch können, sind nun klar im Vorteil; alle anderen müssen wohl oder übel ein Wörterbuch konsultieren) und einige Freunde von ihnen sind immer in der Obra anwesend. In der Anzahl, in der sie aber diese Woche in der Obra vertreten waren, haben sie sich noch nie in der Obra eingefunden. Besonders gut verstehen sie sich mit den Mädchen der Obra, weshalb sie zu ihnen auch den größten Kontakt pflegen. Mich meiden die Gäste bisher noch und wenn ihr ehrlich bin, darf das auch ruhig so bleiben, schließlich muss ich nicht mit allen Gästen Bekanntschaft schließen. 
Normalerweise spielen die Kleinen meist in geringer Anzahl auf den Kindern herum, mittlerweile haben sie aber schon fast einen Abenteuerspielplatz mithilfe der Mädchen errichtet und es scheint, als haben sie zudem ein neues Spiel entwickelt: Welcher Gast kann am meisten andere Gäste huckepack nehmen? Meine Mitarbeiterin konnte bereits einen stolzen Gewinner küren: Ein besonders kräftiges Kerlchen war tatsächlich dazu in der Lage, drei seiner Spielgefährten zu tragen! Eine Leistung, die in der Obra schnellen Bekanntheitsgrad erlangte und von allen den größten Respekt verdient.
Ich persönlich hoffe, dass der Besuch sich nicht zu lange bei uns aufhalten möchte und uns bald verlässt. Aber mal sehen, wenn er sich wohlfühlt und die Mädchen keine Schritte einleiten, um den Besuch heimzuschicken, wird uns der Besuch wohl noch ein Weilchen erhalten bleiben.

Sonntag, 29. September 2013

10. Emoción pur!!!

Der Titel mag den Anschein einer dramatischen, bewegenden, unvorstellbar mächtigen Gefühlsregung erwecken, doch ganz so imposant ist das, was ich erzählen möchte, dann doch nicht. Das Wort passt einfach nur gut zu den vielen kleinen Begebenheiten der letzten Zeit, die sich alle unter diesem weitreichenden Begriff zusammenfassen lassen.

ZUFRIEDENHEIT
Zufrieden, ja, das bin ich hier sehr wohl! Es ist, einfach ausgedrückt, alles gut. Mein Leben läuft hier in geregelten Bahnen, es gibt nichts, worüber ich mich großartig beschweren müsste (außer vielleicht die Küche, die teilweise in einem ekelerregenden Zustand hinterlassen wird), ich bin gesund und munter, wachse täglich mehr in das Leben hinein, sammle einzigartige Erfahrungen, treffe die interessantesten Leute; ich bin also zufrieden.

http://www.youtube.com/watch?v=kMNPv_HXffQ
Das Lied läuft hier gerade rauf und runter. Ich mag es und passt ganz gut zur Zufriedenheit...

NACHDENKLICHKEIT
Diese Woche war Ricardo, der Koordinator der IERP, bei uns zu Besuch in Montevideo. Das Einzelgespräch, das Ricardo und ich dann führten, hinterließ mich mit vielen Gedanken und Überlegungen. Er hinterfragte vieles, worüber ich mir bis zu diesem Zeitpunkt ehrlich gesagt noch nicht so viele Gedanken gemacht habe. Mir ermöglichte das teilweise einen neuen Einblick auf das Jahr, auf meine persönlichen Herausforderungen und Erwartungen, weshalb ich nun sehr dankbar für dieses schöne Gespräch bin.

MÜDIGKEIT
Ganz ehrlich: Die letzte Woche war mit eine der anstrengendsten. Wegen der fiesta de primavera, zu Deutsch „Frühlingsfest“, die am Freitag stattfand, musste während des regulären Obra-betriebs einiges vorbereitet werden. Die Kinder mussten ihr Programm intensiv proben, wir profesores mussten planen, basteln, nähen, koordinieren. Deshalb übernahm ich die alleinige Aufsicht über eine Kleingruppe von Kindern, die Geschenke für die Familien basteln sollten. Es lief mit den meisten Gruppen auch alles bestens, bis sich in der Gruppe der ältesten Kinder ein heftiger Streit zwischen zwei Mädchen entwickelte. Das war vielleicht ein Spaß, denn es ist gar nicht mal so leicht, mit dem bisschen Spanisch schnell zu interagieren und zu schlichten! Abgesehen von den Sprachproblemen ist es auch einfach enorm schwer, den Kindern verständlich zu machen, dass mich nicht interessiert, wer angefangen hat, sondern sich mein Interesse darauf richtet, wer zuerst aufhört und wer sich jetzt im Zeitpunkt des Streites wie verhält. Gerade als ich dachte, ich hätte mich deutlich ausgedrückt und die Mädchen hätten verstanden, was ich von ihnen verlange, kam wieder die Äußerung: „Aber Julia, sie hat angefangen! Hast du mich nicht mehr lieb oder warum glaubst du mir nicht?“ :-/ Ganz schön deprimierend, wenn man einsehen muss, dass man wieder von vorne anfangen darf.
Generell empfand ich die Woche als sehr konfliktreich. Vielleicht auch nur, weil ich mittlerweile mehr von den Schimpfwörtern verstehe, die sich die Kinder an den Kopf werfen und daran merke, dass das kein freundschaftliches Gespräch mehr ist, vielleicht aber auch, weil die Kinder mittlerweile mehr Vertrauen zu mir gefasst haben und von selbst meine Hilfe aufsuchen. Nun gut, auf jeden Fall habe ich in diesen Streitgesprächen deutliche Fortschritte mit meinem Spanisch gemacht, weil auf einmal höchste Konzentration und schnelle Reaktion gefragt waren.

VERÄRGERUNG
Ein Problem, mit dem sich wohl jede große WG konfrontiert sieht, ist das mysteriöse Verschwinden von Lebensmitteln. Als meine erste Milchpackung plötzlich nicht mehr aufzufinden war, habe ich mir noch keine Gedanken gemacht und es mit Humor genommen. Schließlich hatte ich ja noch eine zweite. Als diese dann am nächsten Tag auch weg war, kam ich mit Humor allerdings nicht mehr weit. Es ist zwar einerseits nur Milch, aber andererseits: Es ist meine Milch! Versteht ihr? Das ist irgendwie blöd, wenn die weg ist…
Ab jetzt ziert mein Name jeden noch so kleinen gekauften Artikel, mal sehen, ob das was bringt.

GLÜCK/ STOLZ/ ERFÜLLUNG/ RÜHRUNG




Ich ließ bereits verlauten, dass wir am Freitag den Frühling feierten. Es war ein wirklich schöner Tag und ein gelungenes Fest! Das Wetter hat mitgespielt, die Bühne war schön dekoriert, das Programm stand und die Kinder und wir hatten definitiv unseren Spaß. Für mich war es unglaublich schön zu sehen, wie sich die Kinder auf ihre Auftritte vorbereitet haben: Hinter der Bühne haben sie sich gegenseitig Mut zugerufen und betont, dass sie vor allem Spaß haben möchten vor dem Vorhang. Als es dann wirklich losging, war ich fasziniert, wie konzentriert und ernst die Kinder auf einmal waren, ihre kindlichen Späße, die einen zum Lachen bringen müssen, aber trotzdem nicht lassen konnten.


FASZINATION
Dass die Menschen hier unglaublich nett und herzlich sind, habe ich bereits bemerkt. Das, was ich letzte und diese Woche aber an Herzlichkeit erfahren durfte, hat mich aber besonders fasziniert.
Am letzten Samstag war ich auf dem Markt, um mir endlich meinen eigenen Mate-becher zu kaufen. Für den Fall, dass ich bisher noch kein Wort darüber verloren habe: Mate ist das Getränk überhaupt hier in Uruguay. Für diese Tradition werden der Becher, der traditionellerweise aus einem Kürbis besteht, die Bombilla, eine Art Metallstrohhalm, die yerba, kleingeraspelte getrocknete Blätter, mit denen der Mate komplett gefüllt wird und heißes Wasser benötigt. Der Mate wird dann also mit ein wenig Wasser gefüllt und von Person zu Person gereicht – ein sehr gemeinschaftliches Erlebnis. 

mein erster eigener Mate - ist er nicht schön?
Zurück zum Samstag. Ich war demnach auf dem Markt und habe mich an einem kleinen Stand in einen wunderschönen Becher verliebt, den ich seitdem auch mein Eigen nenne.  Mein Blick fiel auch auf eine Thermos-kanne, wobei ich mir diese nur unter Vorbehalt angeschaut habe, da ich mir nicht sicher war, ob ich genügend Geld dabei habe. Der Verkäufer und sein Sohn, mit denen ich mich eine Zeit lang unterhalten habe, meinten daraufhin einfach nur, ich solle den Thermos so mitnehmen, irgendwann wiederkommen und dann zahlen. Ich war völlig verdutzt und beeindruckt! Schließlich waren es 300 Peso, die mir da anvertraut wurden! Einen Rabatt auf den Mate und die Bombilla habe ich auch noch bekommen. Diese Woche bin ich dann eben wieder hin, um zu bezahlen, was noch zu bezahlen war. Beide Verkäufer freuten sich sehr über das Wiedersehen, wobei fraglich ist, welches Wiedersehen ihnen mehr Freude bereitet hat: Dasjenige mit mir oder mit dem Geld. Ich blieb für lange Zeit am Stand, habe den Mate das erste Mal eingeweiht, da er erst einmal eine Woche mit alter yerba ziehen muss, wurde auf Kaffee und Empanadas eingeladen und hatte wieder ein sehr angenehmes Gespräch. Ich bin mir sicher, dass ich mich auch noch in Jahren an diese Geschichte erinnern werde und meine Faszination über die Herzlichkeit niemals verlieren werde.

Mittwoch, 18. September 2013

09. Die ersten Bilder

So ihr Lieben, wie versprochen folgen hier die ersten Bilder. Sie sind alle in der Obra entstanden. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht, die Fotos zu schießen! Die Kinder waren total verrückt danach, ein Foto von sich machen zu lassen und wollten sich demnach in jeglicher Position fotografiert wissen. Das Ergebnis könnt ihr hier sehen :-)

(Ich bekomme es leider so gar nicht hin, die Bilder zu drehen, weshalb einige liegen... Man dürfte trotzdem so einiges erkennen können.)

Jugendliche im taller gastronomía
















apoyo escolar = Hausaufgabenbetreuung für die Kleinen 







taller de música bei den Größeren