Freitag, 28. März 2014

22. Zwar formal, aber was solls...

Ich dachte, ich könnte ja auch mal meinen Bericht, der für den Spenderkreis gedacht ist, veröffentlichen... Et voilá, da wäre er.


Höchstwahrscheinlich beginnen alle Berichte mit den
gleichen Worten: „Es sind nun schon 6 Monate vergangen, ich bin an der Hälfte meines Auslandsaufenthaltes angelangt. Unglaublich, wie schnell die Zeit verflogen ist, schließlich kommt es mir vor, als wäre ich erst vor Kurzem aus dem Flugzeug gestiegen.“ Die Information dürfte also altbekannt sein und dennoch will auch ich mich dieser Formulierung anschließen und den Eindruck
des viel zu schnellen Verrinnens der Zeit mit Ihnen,
lieber Spenderkreis, teilen.
Das Schöne ist jedoch, dass trotz dieses Gefühls bei rückblickender Betrachtung des hier Erlebten eine ganze Menge an Eindrücken und Geschehnissen zusammenkommt. Um nur die wichtigsten Ereignisse zu benennen, führe ich den Abschlussausflug mit den Jugendlichen meines Projektes nach Colonia del Sacramento (UNESCO Weltkulturerbe), das Zeltlager mit den Kindern des Club de Niños, das ganz anders erlebte Weihnachten und Silvester, die Jahresabschlussaufführung meiner Tanzschule im Dezember, meinen dreiwöchigen Urlaub in Brasilien, meinen Kurzurlaub in Punta del Diablo (einem wunderschönen Fischerdorf an der Atlantikküste), das Zwischenseminar in Argentinien, den Kurztrip mit 4 weiteren Freiwilligen nach Punta del Este und den Start des neuen Schuljahres im hiesigen Sommer an.

ZELTLAGER
Das Zeltlager verbrachten die rund 55 Kinder und wir Betreuer in Conchillas, einem Badeort im Bezirk Colonia. Wir genossen bei gutem Wetter den Strand, spielten große Gruppenspiele, tanzten verkleidet zu Cumbia, aßen kulinarische Köstlichkeiten, die von einem Team aus freiwilligen Helfern zubereitet wurden, entspannten beim Angeln und entzündeten ein großes Lagerfeuer, das von einer Geschichte begleitet wurde. Alles in Allem war es ein wirklich schönes Zeltlager, da die Kinder die Zeit genossen und viel Spaß bei den gemeinsamen Aktivitäten hatten. Das Schöne für mich ist, dass sich durch die intensive Erfahrung ein besonderes Verhältnis zu den Kindern entwickeln konnte. Einerseits begegnen wir uns mit noch mehr Vertrauen, andererseits nehmen die Kinder aber auch die Autoritätsperson in mir stärker wahr und messen meinem Wort mehr Bedeutung bei, als sie dies noch vor dem Zeltlager getan haben. So ein Ereignis schweißt dann eben doch sehr zusammen, weshalb ich enorm viel aus den drei Tagen mitnehmen konnte.

ZWISCHENSEMINAR IN BARADERO – 27. JANUAR BIS 02. FEBRUAR
Das Zwischenseminar bestritt ich mit weiteren 40 Freiwilligen aus Argentinien, Uruguay und Paraguay Ende Januar in Baradero, einer Kleinstatt unweit von Buenos Aires. Es tat mir in vielerlei Hinsicht sehr gut. Nicht nur, dass ich mich mit anderen Freiwilligen austauschen konnte (und das auf der Muttersprache, wie angenehm!) und die Zeit mit viel Spaß verbrachte, es fand bei mir auch ein Umdenken, beziehungsweise Rückbesinnen auf ursprüngliche Ziele statt, die ich in den vergangenen Monaten außer Augen verloren habe. Veranlasst wurde dies durch die unterschiedlichen Programmpunkte, die zum Nachdenken, Reflektieren und Hinterfragen anregten und somit einerseits ein Resümee über die letzten sechs Monate zogen und andererseits neue Anregungen für die neue Etappe vermittelten. Auch konnte ich viel Energie und neue Motivation für die zweite Hälfte meines Aufenthaltes mitnehmen, weshalb ich das Zwischenseminar als sehr wertvoll für das Jahr ansehe.

UNTERSCHIEDE
Unter diesem Titel könnte man ein ganzes Buch unterbringen, schließlich geben mir 6 Monate Uruguay ausreichend Einblick, um Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen deutscher und uruguayischer Kultur festzustellen. Es fängt bereits bei Kleinigkeiten an, wie zum Beispiel, dass das Frühstück so gar keine Bedeutung im Alltag eines Uruguayos spielt und dafür das Abendessen zu (sehr) später Stunde umso größer ausfällt. Auf solche Details will ich mich in diesem Abschnitt aber nicht fixieren, sie sollen lieber Stoff für kleine Anekdoten sein, die ich auf deutschem Boden zum Besten geben werde. Vielmehr ermöglichte mir ein Gespräch mit einer uruguayischen Studentin, die in Leipzig ihr Auslandssemester machte, einen neuen Blick auf die uruguayische Kultur, da sie mir ihre Sichtweise über Deutschland mitteilte.
Der größte Unterschied für sie sei gewesen, dass in Deutschland einfach alles laufe. Es sei alles organisiert, es würde nichts schief laufen, was bedeutet, dass ein Nachdenken über Alternativen unnötig sei. Besonders bildhaft sei ihr das in einer Vorlesung aufgefallen, in welcher der Professor auf einen Alternativvorschlag eines argentinischen Studenten völlig perplex reagiert habe und erwiderte, dass er noch nie über eine Alternative nachgedacht habe. Diese Beobachtung der Studentin gliedert sich recht gut in all das ein, was ich hier erlebe: Mein Bild über Lateinamerika, das ich hier bestätigt sehe, ist dasjenige der Menschen, die sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen lassen und in keine Panik verfallen, wenn denn etwas nicht so laufen sollte. Sie sind es eher gewohnt, ständig mit Planänderungen und Alternativen konfrontiert zu sein, weshalb sie sich weniger schnell stressen lassen und die Sachen so annehmen, wie sie ihnen zufallen.
Ein Beispiel, um das Gesagte zu verdeutlichen: Kommt in Deutschland der Bus nicht nach Plan, werden bereits an der Haltestelle erste Beschwerden laut und eine gewisse Unruhe macht sich breit, da auf einmal das pünktliche Ankommen am Zielort gefährdet ist. Hier in Uruguay existieren zwar Fahrpläne, werden aber nie zu Rate gezogen, da sie sowieso nicht eingehalten werden. Es wundert sich auch niemand, wenn der Bus überhaupt nicht kommt und im nächsten Moment drei Busse der gleichen Linie hintereinander stehen. Es läuft eben nicht nach Plan.
Es lassen sich an dieser Stelle auch so viele Verbindungen zu anderen Phänomenen ziehen, schließlich bedingt das Alternativdenken in gewissem Grade die ganze Lebenseinstellung. Zuspätkommen gehört schon beinahe zum guten Ton und wird auch bei der Arbeit nicht bemängelt. Lange Warteschlangen an der Kasse, an der Bushaltestelle und an jeglichem Schalter prägen das Stadtbild, was bewirkt, dass die Leute geduldiger sind. Daraus resultiert das Bild des Lateinamerikaners, der das Leben genießt, der sich Zeit nimmt für die kleinen Dinge und seine Prioritäten nicht auf die Arbeit sondern auf Familie und Leben verlegt.
Auf der einen Seite sind das schöne, erstrebenswerte Eigenschaften, andererseits vermisse ich hier so häufig die deutsche Planung. Ein weiteres Beispiel: Über Karneval hatten sowohl Argentinien als auch Uruguay ein verlängertes Wochenende, was beide Länder nutzten, um zu reisen und Besuche abzustatten. Mich haben ebenfalls Freiwillige aus Buenos Aires besucht, als sie dann jedoch zurückfahren wollten, stießen wir erst einmal auf eine immens lange Warteschlange. Nach drei Stunden Anstehen (an dieser Stelle sei angemerkt, dass von drei Schaltern gerade einmal einer besetzt war; in Anbetracht der Menge an reisefreudiger Menschen für mich eine nicht nachvollziehbare Tatsache) wurde uns dann nur mitgeteilt, dass sämtliche Fahrten sowohl mit Bus als auch mit Fähre bis zum Abend des nächsten Tages komplett ausgebucht seien. Verwunderlich ist, dass trotz des Wissens um das große Reisebedürfnis der Argentinier und Uruguayos die Kapazitäten kein bisschen aufgestockt wurden und es scheint, dass überhaupt keine Vorausplanung stattgefunden habe.
Die beschriebenen Beobachtungen beruhen auf subjektiver Erfahrung und sollen keinesfalls „das“ Bild über Uruguay liefern. Ich fand jedoch sehr interessant, wie die uruguayische Studentin Deutschland wahrnahm, weshalb ich mich im vorhergehenden Kapitel der Thematik gewidmet habe. Möglicherweise liege ich mit meinen Vermutungen auch völlig falsch und Schlüsse, die gezogen wurden, gehören der Kategorie der „unziehbaren“ Schlüsse an. Darüber darf sich aber jeder Leser seine eigenen Gedanken machen.

ARBEITSALLTAG
Um den Bereich des Womöglichen zu verlassen, hier einige Informationen, derer ich mir zu hundert Prozent sicher bin:
Im März öffnete die Obra ihre Türen für das neue Schuljahr. In Casa Joven formierte sich eine komplett neue Gruppe von Jugendlichen, zum Club de Niños gesellten sich fünf neue Kinder hinzu und ein neuer Stundenplan mit neuen Werkstätten wurde erarbeitet. Das Semester hält somit Herausforderungen für mich bereit: Viele neue Gesichter, eine ganz andere Gruppendynamik in Casa Joven (während die Hauptaufgabe bei der Gruppe der ersten Jugendlichen darin bestand, sie zu motivieren und das Konfliktpotenzial gering zu halten, liegt die Hauptaufgabe mit den neuen Jugendlichen darin, ihre Energie zu leiten und sie dazu zu bringen, sich mehr zu konzentrieren) und neue Aufgaben wie zum Beispiel das Leiten eines Englisch- und eines Tanzkurses.
Trotz der vorangeschrittenen Zeit erlebe ich hier immer noch neue Dinge und entwickle mich weiter. Die wohl wertvollste Erfahrung, zumindest in Hinblick auf meinen späteren Beruf der Gymnasiallehrerin, ist der Englischkurs, der mich viel lehrt. Für all diese Möglichkeiten und Erfahrungen bin ich enorm dankbar! Dieser Dank richtet sich speziell an Sie, die mir mit der finanziellen Unterstützung das Jahr ermöglicht haben.
Ein herzliches Dankeschön auch an meine Entsendeorganisation in Deutschland, an die IERP in Buenos Aires und an alle, die mich in diesem Jahr begleiten!
Julia Weber
Nuestro Salvador IELU
Av. 8 de Octubre 3324
11.600 Montevideo
URUGUAY

Wie schon im letzten Bericht möchte ich auch hier auf meinen Blog verweisen, der immer mal wieder neue Geschichten für Sie bereit hält: http://juliainuruguay.blogspot.de/. Über einen Besuch auf der Seite oder über Kontaktaufnahme via Email (juli.weber5@web.de) würde ich mich sehr freuen!
In diesem Sinne: Herzliche Grüße an alle und bis bald!


Mittwoch, 12. März 2014

21. Campamento

Im letzten Beitrag verwies ich bereits auf den Beitrag, den ihr jetzt gerade im Begriff seid, zu lesen. Wisst ihr noch warum? Ganz genau, weil wir mit den Kindern des Club de Niños im Zeltlager waren. Es ist schon einige Zeit her, genauer gesagt fand das Ereignis zwischen dem 21. und dem 23. Februar statt, was bedeutet, das ganze drei Wochen seither vergangen sind, aber (und an dieser Stelle bemerke ich, dass die Reihe meiner Erklärungen, weshalb die Blogeinträge immer erst so spät erfolgen, wohl nie enden wird) meine vergangenen Wochen waren gefüllt wie ein Bizcocho mit Dulce de Leche und ließen daher nicht zu, dass ich mich in Ruhe einem Eintrag widmen konnte.

Nun gut, genug der langen, komplizierten Sätze, ich widme mich der Darstellung des besagten Wochenendes. Am Freitagmittag sind wir eben in den Bus gestiegen und haben die dreistündige Fahrt angetreten. Mein Pech war leider, dass ich direkt in der Reihe vor den drei kleinsten Mädchen saß, was bedeutete, dass schon nach fünf Minuten die hoch-quietschende Stimme einer kleinen compañera die Frage an mich richtete, ob wir denn nicht schon bald da seien. Nein meinte ich, versuchte ihr zu erklären, dass wir gerade erst losgefahren seien und der Weg noch etwas an Zeit in Anspruch nehmen würde und lehnte mich zufrieden mit der Antwort in meinen Sitz. Leider vernahm ich bereits nach kürzester Zeit die bekannte Stimme, die wieder in Erfahrung bringen wollte, ob es denn immer noch weit sei bis zum Ziel. Diesmal verwies ich darauf, dass drei Stunden in ungefähr der Länge von drei Filmen entspräche, was aber bedauerlicherweise nicht zum gewünschten Ergebnis führte. Woran ich das merkte? Nun ja, ich merkte es daran, dass mich diese Frage im Fünf-Minuten-Takt die gesamte Fahrt über begleitete…





Mit leicht gereizten Nerven kamen wir schlussendlich nach drei langen Filmen in Conchillas im departamento von Colonia an und bezogen Zimmer. Zwei große Schlafstätten mit Betten; die Gemeinschaftsbäder im Extraraum. Küche und Aufenthaltsraum befanden sich in einem angrenzenden Haus.











Direkt im Anschluss wurde das erste Mal der Strand eingeweiht, was den Kindern natürlich enorm gut gefallen hat. Den Abend ließen wir mit einem großen Gruppenspiel und Lagerfeuer ausklingen. Der nächste Tag sah ebenfalls Strand vor, wobei die Kinder auch angeln konnten. Und siehe da, selbst die wildesten Kinder fanden in dieser Beschäftigung ihre Ruhe, was vor allem uns Betreuern sehr zu Gute kam, da die Nacht aufgrund von aufs Klo gehender, nicht-schlafen-wollender und weinender Kinder recht dürftig ausgefallen ist. Nach einem deliziösen Mittagsmal besuchten wir einen weiteren Strand, etwas außerhalb. Die Idee entpuppte sich als fatal:

Zur gleichen Zeit befand sich nämlich ein Schwarm uns nicht freundlich gesinnter Hornissen am Strand. Natürlich nahmen wir die kleinen Bestien nicht wahr, schließlich versteckten sie sich, böswillig und grausam wie sie waren, am Rande des Strandes im Gebüsch, wo unsere friedlichen und lieben Kinder sie nicht sehen konnten. Auf einmal ging es ganz schnell: Das erste laute Schreien ertönte, dem ich allerdings wenig Bedeutung beimaß, da es von einem ohnehin schon hysterischen Mädchen kam. Als sich diesem Schrei dann jedoch noch ein zweiter und dritter und viele weitere laute Schreie anschlossen war es vorbei mit dem ruhigen Strandausflug. Fluchtartig ergriffen wir alle den Rückzug; die mitgebrachten Angeln als auch Handtücher wurden als Waffen verwendet, um sich gegen die Barbaren zu wehren, die sich in großer Zahl auf uns stürzten. Der Verstand eines Kindes war leider auch nicht ausgereift genug, weshalb selbst die nackte Hand als Waffe benutzt wurde – ein Fehler, da die Hand im nächsten Moment von einem wunderschönen Stich geziert wurde. Die Kinder am Schreien, die Erwachsenen völlig überfordert, weil wir gar nicht wussten, wie uns geschah und wo wir anfangen sollten – es war eine Szene wie im Hollywoodfilm. Glücklicherweise scheinen die Kampfschreie unserer Kinder Wirkung gezeigt zu haben, da der Schreck nach kurzer Zeit sein Ende fand. Übrig blieben einige zerstochene Kinder, die wir erst einmal zu beruhigen hatten. Gar nicht mal so einfach, schließlich litt ich selbst noch an den Folgen einer brutalen Konfrontation mit dem kleinen Weggefährten. Es mag jetzt wohl sehr dramatisch klingen (ich muss gestehen, ich hatte gerade eben auch enorm Spaß, meiner Hysterie freien Lauf zu lassen und das Ereignis so zu schildern) aber es ist alles gut weiterverlaufen. Die zerstochenen Kinder haben wir eingesammelt und zum Krankenhaus gebracht, wo letzte Stacheln gezogen wurden und schon ging es zurück zum Zeltlager. Zum Glück schmerzten die Stiche nur im Moment des Stiches und nicht auch noch im Nachhinein. So hatten wir die nächsten Tage absolut keine Probleme mehr. Nur eines stand fest: Der kleine Strand wurde komplett von der Tagesliste gestrichen – für immer und ewig!










Die restliche Zeit verbrachten wir eben mit weiteren, lustigen Spielen, einem Discoabend, an dem sich die Kinder auch verkleiden konnten, Strand, Angeln, Essen – alles in Allem war es ein großer Erfolg! Die Kinder waren glücklich, es gab keine weiteren Zwischenfälle und so konnten wir uns zufrieden und erschöpft in den Bus setzen, um die Rückfahrt anzutreten, die noch eine Kugel Eis im Nachbardorf bereithielt. 








Samstag, 1. März 2014

20. Zwischenseminar

Es ist Halbzeit meines Aufenthaltes hier in Uruguay. Schmerzlich bewusst wurde mir dies im Zwischenseminar, welches wir erst neulich in Baradero, einer kleinen Stadt, 3 Stunden von Buenos Aires entfernt, hatten. Schmerzlich deshalb, weil ich bisher wohl eine sehr eigene Zähltechnik verfolgte, die mir den Eindruck vermittelte, es seien bisher nur 4 anstatt 6 Monate vergangen. Auf dem Seminar war plötzlich von „Halbzeit“ und „6 Monaten“ die Rede, was mich ziemlich schnell auf den Boden der Tatsachen zurückholte. ABER: 6 Monate lang hat mich meine Zähltechnik erfolgreich an der Nase herumgeführt, bemerkenswert oder?

Das Zwischenseminar bestritt ich mit 40 weiteren Freiwilligen aus Argentinien, Paraguay und Uruguay. Geprägt war es von tollen Gesprächen, hitzigen Diskussionen, lustigen Spielen, informativen Einheiten, schönen Momenten mit den anderen Freiwilligen, intensiven Gedankengängen, entspannenden Poolbesuchen, leckerem Essen, ok und ab jetzt schweife ich endgültig in meiner Auflistung ab. Ihr seht aber, es war ein sehr schönes Seminar in einer tollen Umgebung mit super Menschen! 
Die Folgen des Seminars waren immens: Es scheint, als hätte ich mich in den vergangenen sechs Monaten verirrt, verirrt auf dem Weg, den ich bestreiten wollte, als ich noch in Deutschland war. Natürlich ist es utopisch zu glauben, man würde alles so machen und es würde alles so verlaufen, wie man es sich noch vor Beginn des Jahres vorgenommen hat. Aber Dinge, die mir enorm wichtig waren, sind mir aus den Augen geraten. Wo ist denn das Ausprobieren, das Erleben, das Reisen, das „Ich will Alles von der Kultur mitnehmen“ geblieben? Ich bin so faul geworden; arbeite und habe Spaß daran und ruhe mich am Wochenende aus. Die Abenteuerlust und das Offensein für Neues sind mir ein wenig abhanden gekommen dabei. Ich will mehr reisen, mehr Leute kennenlernen, mehr Erfahrungen sammeln, verrückte Dinge erleben. Auch in der Arbeit: Ich will mich ausprobieren, sehen, was mir liegt, was ich kann, was ich nicht kann, sehen, worin ich gut bin, was ich in Zukunft lieber lassen sollte, sehen, wie Kinder und Jugendliche auf verschiedene Angebote reagieren, ob sie sie annehmen oder ablehnen, einfach mehr Erfahrung sammeln in dem Jahr, aus dem ich doch so viel mitnehmen wollte, vor allem im Hinblick auf meinen späteren Beruf. Es soll nun kein falsches Bild entstehen: Auch schon auf das letzte vergangene Halbjahr schaue ich mit einem gewissen Stolz zurück, wenn ich mir das Getane vor Augen halte, aber ganz ehrlich, wer kennt es denn nicht: Retrospektiv denkt man immer, man hätte mehr machen können. Noch bleiben mir dafür ja ganze 6 Monate, das heißt, genügend Zeit, um weitere Ideen einzubringen und einfach Dinge zu machen. Ein erster Schritt ist getan: Ich bin im Planungskomitee für den Begrüßungs-aktions-tag für die neuen Jugendlichen, habe Choreographien erarbeitet, die ich mit den Kindern einstudieren möchte, wenn das normale Programm aufgrund von Regen ausfällt und meine größte Errungenschaft: Ich werde in Casa Joven einen Englischkurs leiten und versuchen, den Jugendlichen Grundlagen der fremden Sprache beizubringen. Ich bin also durchaus gespannt darauf, was kommen wird im neuen Halbjahr!

PS: An dieser Stelle möchte ich ein ganz großes, herzliches Dankeschön an den Rotaryclub Baden-Baden Merkur ausrichten! Schließlich waren sie es, die die Fahrtkosten zum Zeltlager, das 210 km von Montevideo entfernt ist, übernommen und mit ihrer großzügige Spende gedeckt haben! Vielen herzlichen Dank dafür!!!


Wer an dieser Stelle überhaupt nichts mehr versteht, weil auf einmal von Zeltlager, Fahrtkosten und etc. die Rede ist, soll sich nicht wundern. Eine detaillierte Beschreibung des eben besagten Events erfolgt im nächsten Bericht.