Montag, 14. Juli 2014

28. Ein Lebenszeichen

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Leserinnen, liebe Leser, liebe Freunde und Familie und alle anderen, die sich diesen Eintrag zu Gemüte führen,

es ist mir ein herzliches Anliegen, mich für die lange Abwesenheit zu entschuldigen! In aller Form und mit der größten Ernsthaftigkeit möchte ich diesem Missstand entgegen wirken und mich ein 28. Mal zu Wort melden und besorgten Mitmenschen vermitteln, dass die lange Stille nicht Ausdruck eines Ignorierens der Welt östlich des Pazifiks noch einer den Fingern zugrunde liegenden Steifheit sein soll.

Was macht eine Julia also in Uruguay, wenn sie nicht von sich hören lässt?

Hahaha, eine guuuute Frage. Ich gebe euch Antwortmöglichkeiten:

1. Sie schließt sich in ihrem Zimmer ein, trotzt der Eiseskälte und lernt fleißig voraus für ihr Studium.

2. Sie wird von bösen Mitbewohnern eingeschlossen und dazu verdammt, gute von schlechten Erbsen zu trennen.

3. Sie schöpft ihr kreatives Potenzial aus und dekoriert ihr Zuhause mit allem, was ihr in die Finger kommt.

4. Sie lernt die wichtigsten Köpfe Uruguays kennen, knüpft wichtige Handelsbeziehungen zwischen Deutschland und Uruguay und arbeitet somit als rechte Hand des deutschen Staates.

5. Sie genießt ihr Leben, geht nur dann zur Arbeit, wenn keine Arbeit ansteht und freut sich ob der lateinamerikanischen Wärme mit allen ihren Vorzügen.

6. Sie opfert sich für ihre Arbeit auf und bekommt nichts mit außer das Leben in der Obra.

7. Sie verfolgt mit größtem Ehrgeiz ihre Karriere als professionelle Tänzerin, geht zu sämtlichen Tanzevents, trainiert 5 Stunden täglich und nimmt an Wettbewerben teil.

Auch wenn einige der Möglichkeiten enorm verlockend klingen, es trifft nichts davon zu. Ich gebe euch nun also den eigentlichen Grund, weshalb ich mich die letzten Wochen in absoluter Stille befunden habe.

Mittlerweile lebe ich von einem großen Ereignis zum anderen: Ich war in Mercedes, eine Freundin besuchen und dabei weitere Fleckchen Uruguays kennenlernen - ein hübsches kleines Städtchen, dessen Rambla den ganzen Flair der Stadt ausmacht. Lohnenswert war der Trip, da ich mal wieder schöne Gespräche hatte und ein wenig aus dem montevideanischen Alltagstrott heraus bin. 




Das Wochenende drauf durfte ich mir in einer Fortbildung anhören, wie man "Demotivierte wieder motiviert" und den Sinn des Lebens wiederfindet oder so ein Quatsch. Ich muss gestehen, dass ich diese Einheit wenig hilfreich fand, schließlich wurde uns einfach nur erzählt, man müsse auf sich achten, genügend Sport treiben, sich gut ernähren und seinen Passionen nachgehen, um den Spaß an der Arbeit nicht zu verlieren. Begleitet wurde dies von imposanten Videos, die die Weltzerstörung durch die Hand des Menschen repräsentierten - zwar wirklich gute Videos, aber ohne Zusammenhang zu den restlichen Themen und ohne folgende Diskussion wenig nützlich. Alles in allem sprang der Leiter von einem Thema zum anderen und erzählte uns dabei auch nur das, was man sowieso schon wissen sollte... 
Am selben Wochenende ging es für meinen Besuch Hannah und mich ins Theater und in diverse Örtlichkeiten des nächtlichen Tanzvergnügens. Zwischendurch probte ich zudem mit einer Arbeitskollegin und Freundin für ein Tanzprojekt, das wir als Abschiedsgeschenk für die Kinder der Obra erarbeiten. Apropos Tanzen: Ich war das erste Mal auf einer Milonga, im Prinzip eine Tango-party, die in einem unscheinbaren Hinterhof Jung und Alt zum Tangotanzen aufforderte.
Ein weiteres großes Ereignis war selbstverständlich die Weltmeisterschaft! Die Spiele mussten verfolgt werden, soweit es denn überhaupt möglich war (ich erinnere mich an defekte Fernseher, Kollisionen zwischen Arbeits- und Spielzeiten, gesperrten Live-übertragungen im Internet und ganz einfach an das Fehlen von schauwütigen Deutschen). Jetzt ist Deutschland endlich Weltmeister und der ganze Wahnsinn hat ein Ende. Eigentlich schade… Dafür wird hier demnächst ein anderer Wahnsinn anstehen: die Präsidentschaftswahlen! Mit wurde bereits angekündigt, dass ein Passieren der Straßen nahezu unmöglich sei, da sie entweder durch Plakate oder werbende Plakatmenschen versperrt sein werden. Ich bin also gespannt.

Ich war auch noch zwei Wochen auf Reise durch Argentinien, das war aber sooo fantastisch toll, dass der Reisebericht einen eigenen Beitrag verdient, der wohldurchdacht sein soll. Also gibt’s jetzt noch nix drüba zu lese :-P So, jetzt wisst ihr wieder ein wenig Bescheid über mein hiesiges Leben. Feiert den Sieg Deutschlands nicht zu heftig, das macht mich nämlich nur neidisch! Bis denne ihr Lieben,
eure Uruguay-Julia



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