Perdón, perdón, bin etwas spät dran mit dem Blogeintrag,
aber die Ausrede, die normalerweise nie stimmt, trifft in meinem Fall
tatsächlich zu: Die Lust war da, die Zeit jedoch nicht! Hinter mir liegt meine
erste Woche in Montevideo. Hui ich sage euch, Eindrücke und Informationen, die
man normalerweise in 2 Monaten sammelt, sind hier in einer Woche auf mich
eingeströmt. Dementsprechend intensiv war die Woche – aber auch toll!
Ich habe meine WG, meine Arbeitsstelle, meine Chefin und
Montevideo kennengelernt und bin mit allem mehr als zufrieden!
Zunächst zur WG: Ich wohne mit 8 uruguayanischen Studenten
und drei Mitfreiwilligen, von denen einer aus Deutschland und die anderen
beiden aus den USA sind, in der lutheranischen Kirche recht zentral in
Montevideo. Ich habe mein eigenes kleines Zimmer, das noch etwas an Zuwendung
bedarf, da bis auf Schrank und Bett nichts in diesem Zimmer vorhanden ist und
teile mir ansonsten Bad, Gemeinschaftsraum und Kellerküche, die eher den Anschein
eines Kasernenzimmers mit Küchenmöbel macht, mit den anderen. Es ist ein bunter
Haufen an verschiedenen Menschen, die aber alle total nett sind und sich
unendlich viel Mühe geben, uns zu verstehen und uns vor allem alles vier- und
fünffach zu erklären.
Meine Arbeitsstelle ist die Obra Ecuménica Barrio Borro in
einem der ärmsten Viertel Montevideos. Bunt und freundlich sticht die Obra aus
den sonst eher heruntergekommenen Hütten im Barrio Borro heraus und bietet
Kindern und Jugendlichen eine Abwechslung zum Alltag, der von Armut,
Kriminalität, Drogen und häuslicher Gewalt geprägt ist. Vormittags bietet die
Obra verschiedene Programme für Jugendliche an, die die Schule nicht beendet
haben. So können sie entweder versuchen, den Schulabschluss nachzuholen oder
sich in Werkstätten, sogenannten „talleres“ spezifische Berufskenntnisse
anzueignen. Ich beispielweise begleite unter Anderem den taller gastronomía, in
dem die Jugendlichen das Kochen und Backen erlernen.
Nachmittags kommen dann die Kinder des Barrios, die
vormittags in der Schule waren und können an verschiedenen Kursen wie zum
Beispiel Arte, Música, Baile, Artesanía (Handarbeiten) und vor allem
Hausaufgabenhilfe teilnehmen. An zwei Tagen der Woche besuchen die Kinder ein
Schwimmbad, um sich einerseits sportlich zu betätigen, andererseits aber auch,
um die Möglichkeit zu erhalten, sich zu duschen. In vielen Häusern ist nämlich
keine Dusche vorhanden und selbst wenn es eine gibt, wird sie selten benutzt,
da das Wissen über Hygiene eher dürftig ist.
Zusätzlich erhalten die Kinder Essen im Projekt, was für
viele häufig die einzige Mahlzeit des Tages bleibt.
Meine Aufgabe bestand diese Woche darin, mir alles einmal
anzuschauen und mich ein wenig festzulegen, wo meine Interessen liegen. Einige
Kurse haben schon die Topplätze auf meiner Rangliste eingenommen, aber noch
lass ich mir etwas Zeit mit der Entscheidung, schließlich soll diese ja gut
überlegt sein.
Die Kinder und Jugendlichen im Projekt sind so toll! Von
vornherein interessiert und offen haben sie mich mit Fragen bombardiert, von denen ich leider nur lediglich einen
Bruchteil beantworten konnte, weil das mit dem Spanisch immer noch eher ein
Raten und Hoffen, dass die Antwort, die man gibt, auch zur Frage passt, ist.
Ich werde aber enorm unterstützt von den Mitarbeitern und vor allem der Chefin
und denke, dass die anfänglichen Zweifel, Fragen und Probleme sich schnell
klären. Auf jeden Fall bin ich mir sicher, dass das ein super Jahr wird und mir
das Projekt sehr liegt!
Montevideo: Mit seinen 1,5 Millionen Einwohnern ist Montevideo
erheblich kleiner als Buenos Aires—und das ist auch gut so! Es ist
übersichtlich und wunderschön: die Ramblas (Strandpromenade), die Altstadt, die
vielen kleinen Märkte – einfach nur schön! Ich freue mich schon wirklich auf
wärmere Tage, wenn man ausgiebige Spaziergänge am Meer machen kann, sich mit Freunden
irgendwohin setzt und gemütlich einen Mate nach dem anderen trinkt und die
uruguayanische Ruhe genießt.
Ihr seht also: Ich bin rundum zufrieden und zuversichtlich,
dass ich mich hier mit mehr Eingewöhnungszeit sehr wohl fühlen werde und freue
mich auf alle neuen Erfahrungen, die ich hier sammeln darf.
Das war mal das Wichtigste in aller Kürze. Es gäbe zwar noch
so viel mehr zu erzählen, aber jetzt, wo ich mal Zeit habe, ist die Lust auf
einmal nicht mehr so präsent…
Ihr hört aber bald mehr von mir!
Macht’s gut im fernen Deutschland, verabschiedet euch von
der Sonne, die soll ab nächster Woche nämlich zu uns kommen und adiós!
Eure Uruguay-Julia.
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