Sonntag, 8. September 2013

07. Bienvenidos!

Perdón, perdón, bin etwas spät dran mit dem Blogeintrag, aber die Ausrede, die normalerweise nie stimmt, trifft in meinem Fall tatsächlich zu: Die Lust war da, die Zeit jedoch nicht! Hinter mir liegt meine erste Woche in Montevideo. Hui ich sage euch, Eindrücke und Informationen, die man normalerweise in 2 Monaten sammelt, sind hier in einer Woche auf mich eingeströmt. Dementsprechend intensiv war die Woche – aber auch toll!

Ich habe meine WG, meine Arbeitsstelle, meine Chefin und Montevideo kennengelernt und bin mit allem mehr als zufrieden!

Zunächst zur WG: Ich wohne mit 8 uruguayanischen Studenten und drei Mitfreiwilligen, von denen einer aus Deutschland und die anderen beiden aus den USA sind, in der lutheranischen Kirche recht zentral in Montevideo. Ich habe mein eigenes kleines Zimmer, das noch etwas an Zuwendung bedarf, da bis auf Schrank und Bett nichts in diesem Zimmer vorhanden ist und teile mir ansonsten Bad, Gemeinschaftsraum und Kellerküche, die eher den Anschein eines Kasernenzimmers mit Küchenmöbel macht, mit den anderen. Es ist ein bunter Haufen an verschiedenen Menschen, die aber alle total nett sind und sich unendlich viel Mühe geben, uns zu verstehen und uns vor allem alles vier- und fünffach zu erklären.

Meine Arbeitsstelle ist die Obra Ecuménica Barrio Borro in einem der ärmsten Viertel Montevideos. Bunt und freundlich sticht die Obra aus den sonst eher heruntergekommenen Hütten im Barrio Borro heraus und bietet Kindern und Jugendlichen eine Abwechslung zum Alltag, der von Armut, Kriminalität, Drogen und häuslicher Gewalt geprägt ist. Vormittags bietet die Obra verschiedene Programme für Jugendliche an, die die Schule nicht beendet haben. So können sie entweder versuchen, den Schulabschluss nachzuholen oder sich in Werkstätten, sogenannten „talleres“ spezifische Berufskenntnisse anzueignen. Ich beispielweise begleite unter Anderem den taller gastronomía, in dem die Jugendlichen das Kochen und Backen erlernen.
Nachmittags kommen dann die Kinder des Barrios, die vormittags in der Schule waren und können an verschiedenen Kursen wie zum Beispiel Arte, Música, Baile, Artesanía (Handarbeiten) und vor allem Hausaufgabenhilfe teilnehmen. An zwei Tagen der Woche besuchen die Kinder ein Schwimmbad, um sich einerseits sportlich zu betätigen, andererseits aber auch, um die Möglichkeit zu erhalten, sich zu duschen. In vielen Häusern ist nämlich keine Dusche vorhanden und selbst wenn es eine gibt, wird sie selten benutzt, da das Wissen über Hygiene eher dürftig ist.
Zusätzlich erhalten die Kinder Essen im Projekt, was für viele häufig die einzige Mahlzeit des Tages bleibt.
Meine Aufgabe bestand diese Woche darin, mir alles einmal anzuschauen und mich ein wenig festzulegen, wo meine Interessen liegen. Einige Kurse haben schon die Topplätze auf meiner Rangliste eingenommen, aber noch lass ich mir etwas Zeit mit der Entscheidung, schließlich soll diese ja gut überlegt sein.
Die Kinder und Jugendlichen im Projekt sind so toll! Von vornherein interessiert und offen haben sie mich mit Fragen bombardiert,  von denen ich leider nur lediglich einen Bruchteil beantworten konnte, weil das mit dem Spanisch immer noch eher ein Raten und Hoffen, dass die Antwort, die man gibt, auch zur Frage passt, ist. Ich werde aber enorm unterstützt von den Mitarbeitern und vor allem der Chefin und denke, dass die anfänglichen Zweifel, Fragen und Probleme sich schnell klären. Auf jeden Fall bin ich mir sicher, dass das ein super Jahr wird und mir das Projekt sehr liegt!

Montevideo: Mit seinen 1,5 Millionen Einwohnern ist Montevideo erheblich kleiner als Buenos Aires—und das ist auch gut so! Es ist übersichtlich und wunderschön: die Ramblas (Strandpromenade), die Altstadt, die vielen kleinen Märkte – einfach nur schön! Ich freue mich schon wirklich auf wärmere Tage, wenn man ausgiebige Spaziergänge am Meer machen kann, sich mit Freunden irgendwohin setzt und gemütlich einen Mate nach dem anderen trinkt und die uruguayanische Ruhe genießt.

Ihr seht also: Ich bin rundum zufrieden und zuversichtlich, dass ich mich hier mit mehr Eingewöhnungszeit sehr wohl fühlen werde und freue mich auf alle neuen Erfahrungen, die ich hier sammeln darf.

Das war mal das Wichtigste in aller Kürze. Es gäbe zwar noch so viel mehr zu erzählen, aber jetzt, wo ich mal Zeit habe, ist die Lust auf einmal nicht mehr so präsent…

Ihr hört aber bald mehr von mir!
Macht’s gut im fernen Deutschland, verabschiedet euch von der Sonne, die soll ab nächster Woche nämlich zu uns kommen und adiós!
Eure Uruguay-Julia.


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