Es ist Halbzeit meines Aufenthaltes hier in Uruguay.
Schmerzlich bewusst wurde mir dies im Zwischenseminar, welches wir erst neulich
in Baradero, einer kleinen Stadt, 3 Stunden von Buenos Aires entfernt, hatten.
Schmerzlich deshalb, weil ich bisher wohl eine sehr eigene Zähltechnik
verfolgte, die mir den Eindruck vermittelte, es seien bisher nur 4 anstatt 6 Monate
vergangen. Auf dem Seminar war plötzlich von „Halbzeit“ und „6 Monaten“ die
Rede, was mich ziemlich schnell auf den Boden der Tatsachen zurückholte. ABER:
6 Monate lang hat mich meine Zähltechnik erfolgreich an der Nase herumgeführt,
bemerkenswert oder?
Das Zwischenseminar bestritt ich mit 40 weiteren Freiwilligen
aus Argentinien, Paraguay und Uruguay. Geprägt war es von tollen Gesprächen,
hitzigen Diskussionen, lustigen Spielen, informativen Einheiten, schönen
Momenten mit den anderen Freiwilligen, intensiven Gedankengängen, entspannenden
Poolbesuchen, leckerem Essen, ok und ab jetzt schweife ich endgültig in meiner
Auflistung ab. Ihr seht aber, es war ein sehr schönes Seminar in einer tollen
Umgebung mit super Menschen!
Die Folgen des Seminars waren immens: Es scheint,
als hätte ich mich in den vergangenen sechs Monaten verirrt, verirrt auf dem
Weg, den ich bestreiten wollte, als ich noch in Deutschland war. Natürlich ist
es utopisch zu glauben, man würde alles so machen und es würde alles so
verlaufen, wie man es sich noch vor Beginn des Jahres vorgenommen hat. Aber
Dinge, die mir enorm wichtig waren, sind mir aus den Augen geraten. Wo ist denn
das Ausprobieren, das Erleben, das Reisen, das „Ich will Alles von der Kultur
mitnehmen“ geblieben? Ich bin so faul geworden; arbeite und habe Spaß daran und
ruhe mich am Wochenende aus. Die Abenteuerlust und das Offensein für Neues sind
mir ein wenig abhanden gekommen dabei. Ich will mehr reisen, mehr Leute
kennenlernen, mehr Erfahrungen sammeln, verrückte Dinge erleben. Auch in der
Arbeit: Ich will mich ausprobieren, sehen, was mir liegt, was ich kann, was ich
nicht kann, sehen, worin ich gut bin, was ich in Zukunft lieber lassen sollte,
sehen, wie Kinder und Jugendliche auf verschiedene Angebote reagieren, ob sie
sie annehmen oder ablehnen, einfach mehr Erfahrung sammeln in dem Jahr, aus dem
ich doch so viel mitnehmen wollte, vor allem im Hinblick auf meinen späteren
Beruf. Es soll nun kein falsches Bild entstehen: Auch schon auf das letzte
vergangene Halbjahr schaue ich mit einem gewissen Stolz zurück, wenn ich mir
das Getane vor Augen halte, aber ganz ehrlich, wer kennt es denn nicht:
Retrospektiv denkt man immer, man hätte mehr machen können. Noch bleiben mir
dafür ja ganze 6 Monate, das heißt, genügend Zeit, um weitere Ideen
einzubringen und einfach Dinge zu machen. Ein erster Schritt ist getan: Ich bin
im Planungskomitee für den Begrüßungs-aktions-tag für die neuen Jugendlichen,
habe Choreographien erarbeitet, die ich mit den Kindern einstudieren möchte,
wenn das normale Programm aufgrund von Regen ausfällt und meine größte
Errungenschaft: Ich werde in Casa Joven einen Englischkurs leiten und
versuchen, den Jugendlichen Grundlagen der fremden Sprache beizubringen. Ich
bin also durchaus gespannt darauf, was kommen wird im neuen Halbjahr!
PS: An dieser Stelle möchte ich ein ganz großes, herzliches
Dankeschön an den Rotaryclub Baden-Baden Merkur ausrichten! Schließlich waren
sie es, die die Fahrtkosten zum Zeltlager, das 210 km von Montevideo entfernt
ist, übernommen und mit ihrer großzügige Spende gedeckt haben! Vielen
herzlichen Dank dafür!!!
Wer an dieser Stelle überhaupt nichts mehr versteht, weil
auf einmal von Zeltlager, Fahrtkosten und etc. die Rede ist, soll sich nicht
wundern. Eine detaillierte Beschreibung des eben besagten Events erfolgt im
nächsten Bericht.
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