Samstag, 26. Oktober 2013

13. Ich bin verstört...

Leute, ich hatte gerade ein ziemlich verstörendes Erlebnis. Ich war im Theater Solis, dem größten Theater Montevideos, um eine Tanzaufführung anzuschauen, die im Rahmen mehrerer Tanzdarstellungen zwischen August und November stattfindet. Das Projekt heißt Solo al Mediodia und bedeutet einfach nur, dass ein Tanzstudent ein ca. 40-minütiges Programm bietet.
Bin also voller Erwartungen hin und war schon leicht irritiert, als es nichts gab, wo hätte Musik entstehen können. Weder Anlage noch Band oder dergleichen. Nun ja, dann ging es eben los. Ein junges Mädchen im Wintermantel, der über und über mit Tüten behangen war, sagt einfach nur: „Ich renne jetzt los!“ Und sie rennt. Immer im Kreis. Im gleichen Tempo. Ab und zu sagt sie etwas, für mich leider unverständlich, da ihr der Atem wohl gefehlt hat. Das Spannendste am Rennen war noch, dass es sie einmal fast hingelegt hätte…
Irgendwann sagt sie, sie wolle sich jetzt ausruhen. Das tut sie dann auch. Sie legt sich auf den Boden und präsentiert einfach nur einige Positionen, die strandtauglich anmuten. Dann zeiht sie die Tüten vom Mantel runter und hängt sie sich an die Hände. Eine Steigerung der Expressionsgewalt erfährt die Darbietung, als das Mädchen auf einmal anfängt, sich auszuziehen. Ohne Hände. Deswegen ein großer Kampf und eine lange Prozedur. Schlussendlich steht sie in Unterwäsche da und stülpt sich die Tüten über Gliedmaßen und Kopf, setzt sich hin und ist ruhig. Fertig.
Ich bin ehrlich gesagt etwas verstört: Was um Himmels Willen sollte das? Was sollte das ausdrücken? Habe ich irgendetwas verpasst? Klar, es war nicht unbedingt schlecht, weil die Darbietung auf jeden Fall zum Nachdenken und Grübeln anregen konnte und es sicherlich auch unermesslich viele Interpretationsmöglichkeiten gibt, die eben offen gelassen werden sollten. Möglicherweise sollte die Darbietung ein Spiegel unserer Welt sein. Ein Rennen, ein hastiges Ausruhen, kein Sich-Zeit-Nehmen für andere Dinge. Ein sich-Entblößen, seine Identität ablegen, sich verwundbar zeigen, um sich dann mit etwas einzukleiden, was keine Unterschiede zulässt: Plastik. Oder referieren die Tüten auf die Verschmutzung der Welt? Und damit unsere eigenen Fehler? Unser Verschmutzen der Welt?

Ich habe keine Ahnung und bin einfach nur verstört… 


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